Das agile Mindset Fortschrittlich denken

Agile Vorgehensweisen wie Scrum sind mittlerweile in unserer Unternehmenswelt anerkannt und fest verankert. Agil ist daher nicht neu. Weniger vertraut ist dagegen (noch) das agile Mindset, welches in fortschrittlichen Organisationen diskutiert oder bereits gelebt wird. Doch was bedeutet agiles Mindset überhaupt?

Eine bestimmte Denk- und Handlungslogik

mit bestimmten Grundannahmen
  • Digitalisierung fordert Beweglichkeit

  • Beweglichkeit bedeutet, dass jeder Verantwortung übernehmen muss

  • Kleine Einheiten sind beweglicher als große

  • Ohne rangordnende Hierarchien können Menschen und Teams innovativer sein

Handeln oder Nicht-Handeln

Ausgelöst durch die veränderliche Denklogik eines Menschen

Mindset ist die veränderliche Denklogik eines Menschen, die sein Handeln oder Nicht-Handeln auslöst und durch sein Umfeld mitbestimmt wird. Es ist die Einstellung des Verstandes, die dazu führt, dass etwas in einer bestimmten Weise (nicht) aufgenommen, gesehen, gehört, verstanden, gefühlt, analysiert, interpretiert, kommuniziert – und daraus (Nicht-) Handlung abgeleitet wird. Das fixed mindset ist eine innere Einstellung, die davon ausgeht, dass jeder ist, wie er ist - im positiven wie im negativen Sinn. Das growth mindset ist ganz anders: Es geht von ständiger Entwicklung, von Dynamik aus. Dabei ist es ebenso wichtig, Denken und Handeln zusammenzunehmen und nicht zu trennen.

Agilität

ist die Fähigkeit eines Unternehmens bzw. einer Organisation,

Veränderungen in der Umwelt wahrzunehmen, sich schnell und flexibel auf diese Veränderung einzustellen, Chancen, Potenziale und auch Risiken zu erkennen und eigene Handlungen immer wieder daran auszurichten.

Mindset der Agilität heißt, alle Strukturen und Prozesse sind darauf ausgelegt, dazu zu befähigen, sensitiv, veränderungsbereit und reflektiert zu handeln. Das bedingt eine Feedback-, Lern- und Vertrauenskultur.

Grundannahmen sind Interpretationen der Welt, jedoch keine Wahrheiten.

Sie sagen, wie etwas ist und an was man glaubt oder nicht. Grundannahmen helfen bei der Prinzipienbildung. Lernen bedeutet, dass Menschen sich mehr Wissen draufschaffen. Entwicklung heißt, dass sie ihre Art der Wahrnehmung – ihr Mindset – verändern.

Mind change

Und wie geht die Veränderung vonstatten?

Organisationen geben den Takt vor. Sie steuern, bis wohin jemand denken kann. Teilweise tun sie das ohne formale Regeln – einfach durch die Kultur. Menschen mit einem flexiblen Mindset sind oft gar nicht als solche zu erkennen. Teams können ein flexibles Mindset ausbilden, das die einzelnen Mitarbeiter gar nicht haben. Die Organisation sollte sich agiles Denken auf die Fahnen schreiben, indem sie sich als lernende Organisation aufstellt und Metakommunikation einführt. Am besten durch die Geschäftsführung, aber auch aus der Mitte heraus, etwa durch Kulturwandelteams. Auch von unten kann etwas entstehen, wenn Mitarbeiter sich zusammenschließen, um Neues zu entwickeln. Entwicklungsförderndes Feedback setzt ein growth mindset voraus und beinhaltet nie Bewertung, sondern immer nur Beobachtung und Ausblick. Wenn Menschen ihr Mindset ändern dauert es Jahre. 2-3 Jahre etwa braucht es beispielsweise, bis sich eine neue Entwicklungsstufe ausprägt. Kleine Veränderungsschritte sind jedoch manchmal schon nach einem halben Jahr sichtbar. Veränderungen haben neurobiologische Grundlagen. Das, was wir Mindset nennen, liegt im Hippocampus, was Psychotherapeuten auch „Mentalisierung“ nennen. Mentalisierung ist die Fähigkeit, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen zu interpretieren: Durch Mentalisierung erklären wir uns die Welt.

Das limbische System

Funktionseinheit des Gehirns, die Emotionen verarbeitet

Die limbischen Ebenen sind wie Schichten zu verstehen. Je tiefer die Schicht, desto schwerer erreichbar und schwerer veränderbar.

Unbewusste Ebene, die genetisch und epigenetisch (durch die Aktivität von Genen) vorbestimmt ist.

Ebene der sozialen Prägung, wo sich motivationale und emotionale Ereignisse mit angeborenen Gefühlen wie Angst, Wut, Trauer, Freude. Unser Selbstbild und unser Verhältnis zu Mitmenschen – all das liegt auf der mittleren Ebene. Diese Ebene ist das Ergebnis bewusster und unbewusster Prozesse, die teils erinnerungsfähig sind, teils nicht. Wenn sie nicht erinnerungsfähig sind, dann haben prägende Ereignisse vor der Sprachentwicklung stattgefunden.

Beinhaltet die bewussten, überwiegend sozial vermittelten Antriebe sowie Erfahrungen, ebenso wie Regeln moralisch-ethischen Verhaltens. Auf dieser Ebene verschmelzen gesellschaftliche Erwartungen mit der mittleren und unteren limbischen Ebene; entsprechend ist diese Ebene erst mit 18 bis 20 Jahren ausgereift.

Bereitet Handlungen vor und ist Teil des Arbeitsgedächtnisses sowie Grundlage von Intelligenz, Verstand, Einsicht und planvollem sowie kontextangemessenem Verhalten. Je stärker ein Mensch auf etwas reagiert, desto größer die Wahrscheinlichkeit für Veränderung.

Metakommunikation

Auf verschiedenen Ebenen

Will man die Denk- und Handlungslogik eines Unternehmens ändern, sollte man mit Metakommunikation beginnen. Das heißt: Das Unternehmen hat einigermaßen klare Ziele, Visionen sind da und die Dysfunktionen in einem Rahmen, der nicht alles behindert.

Eine Lösung ist Metakommunikation auf verschiedenen Ebenen:
  • Das Unternehmen als System berichtet über sein Lernen und die gemachten Erfahrungen
  • Das Topmanagement erzählt von Erfolgen und Niederlagen
  • Die Abteilungen berichten über für sie relevante Themen
  • Die Teams haben ein eigenes Learning-Metaboard

Motivation ist eine Voraussetzung

für Unternehmen, die sich verändern wollen.

Motivierend sind folgende Faktoren:

  • Erfolgserlebnisse: Menschen, die Erfolg haben, werden sich mehr engagieren
  • Anerkennung und Wertschätzung für die Arbeit, egal wie anspruchsvoll sie ist. Menschen, die spüren, dass sie zu einer zweiten oder dritten Klasse gehören, werden sich weniger einsetzen. Sie werden sich tendenziell auch eher illoyal verhalten und kontraproduktives Verhalten zeigen.
  • Eigenverantwortlichkeit. Menschen, die einen Gestaltungsspielraum haben und eigenverantwortlich handeln dürfen, sind motivierter.

Es müssen also zunächst Bedingungen geschafft werden, damit Menschen motiviert sein können. Das sind so etwas wie die Grundeinstellungen für Veränderungen. Wenn diese nicht stimmen, greifen auch andere Maßnahmen kaum.

Fazit

Ein agiles Mindset ist ein bewegliches Mindset.

Es braucht aber auch Unbeweglichkeit, damit die Zustandsveränderung durch die Bewegung überhaupt erkennbar ist. Ein agiles Mindset braucht die Erkenntnis von der Zustandsänderung durch Festfrieren in der Unbeweglichkeit. Das kann ein Geistesblitz sein, der einen durchfährt und den vorherigen Gedanken „Ich habe etwas erkannt“ dingfest werden lässt.